Allgemeines
4.9.2024

Zwei aussergewöhnliche Rollstuhlfahrende werden geehrt

Am 5. September, dem internationalen Tag der Querschnittlähmung, zeichnet die Schweizer Paraplegiker-Stiftung Gabriela Bühler aus Ennetbürgen und Peter Klotz aus Cham für ihr herausragendes Engagement zugunsten einer inklusiven Gesellschaft aus. 

Auf dem Campus in Nottwil gibt es viele inspirierende Persönlichkeiten, die nach einem Unfall oder einer Krankheit querschnittgelähmt werden und einen neuen Lebensweg einschlagen müssen. Darunter sind auch Menschen, die Aussergewöhnliches leisten und anderen Betroffenen Hoffnung und Zuversicht geben, nach einem Schicksalsschlag wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung ehrt am 5. September Gabriela Bühler und Peter Klotz für ihr grossesEngagement. Bereits zum 31. Mal zeichnet eine Jury (siehe Kasten) anlässlich des internationalen Tages der Querschnittlähmung, der jeweils weltweit am 5. September stattfindet, zwei Rollstuhlfahrende für ihre herausragenden Leistungen aus.

Gabriela Bühler

Gabriela Bühler – Tennisspielerin und Peerarbeiterin
Gabriela Bühler erlitt 2007 in den Bergen einen Unfall, bei dem zwei ihrer Freunde ums Leben kamen, während sie selbst querschnittgelähmt überlebte. Kurz nach dem Unfall entschied sich die ambitionierte Tennisspielerin dafür, wieder auf den Tennisplatz zurückzukehren. Mit grossem Erfolg startete sie eine internationale Karriere im Rollstuhltennis. «Der Sport half mir, wieder unabhängig zu werden und am Leben teilzunehmen», sagt die Ennetbürgerin. Neben ihrer sportlichen Laufbahn engagiert sich die 52-Jährige als Athletenvertreterin im Stiftungsrat von Swiss Paralympic und als Verbandsvertreterin von Rollstuhlsport Schweiz bei Swiss Olympic.  

Zusätzlich zu ihren sportlichen Aktivitäten arbeitet die ausgebildete Lehrerin in einem 20-Prozent Pensum als Peerarbeiterin im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). In dieser wichtigen Rolle teilt die Paraplegikerin ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen und unterstützt diese auf ihrem Weg zurück in den Alltag. «Die Möglichkeit, durch meine Peer-Arbeit das Leben anderer Menschen mit Querschnittlähmung zu erleichtern, bereichert auch mich.»

Peter Klotz

Peter Klotz – Wegbereiter in der Natur und im Rollstuhlsport
Peter Klotz wurde als 22-Jähriger durch einen Unfall während seines Militärdienstes querschnittgelähmt. Seit über 20 Jahren erkundet der heute 78-Jährige die Rollstuhlgängigkeit von Wanderwegen. Er hat bereits über 500 Touren selbst befahren und stellt seine Erfahrungen gemeinsam mit zwei Freunden auf der Website swisstractours.ch anderen Rollstuhlfahrenden kostenlos zur Verfügung. «In den Bergen fühle ich mich als Teil der Natur. Das gibt mir ein Stück Freiheit zurück», sagt der Chamer. 

Die Tourenbeschreibungen enthalten Informationen zum Untergrund, zur Topografie, zu Hindernissen sowie zur Zugänglichkeit von Toiletten, Restaurants und Swiss-Trac-Lademöglichkeiten. So können sich Rollstuhlfahrende weiterhin in der Natur bewegen. Darüber hinaus hat der Paraplegiker zehn Jahre lang Wanderferien mit dem Swiss-Trac angeboten. «Anderen Betroffenen dieses grossartige Wandererlebnis zu ermöglichen, macht mich glücklich.»

Der begeisterte Wanderer blickt auch auf eine erfolgreiche Karriere als Sportler zurück und nahm insgesamt fünf Mal an den Paralympischen Spielen teil. 1980 gewann er in Arnheim, Niederlande, mit dem Luftgewehr die Bronzemedaille.

Die Jury für die Wahl «Querschnittgelähmte des Jahres»
  • Heidi Hanselmann, Präsidentin Schweizer Paraplegiker-Stiftung SPS, ehemalige Regierungsrätinund Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK)
  • Heinz Frei, Präsident Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung SPS
  • Stefan Staubli, Leiter Soziale und Berufliche Integration Schweizer Paraplegiker-Zentrum SPZ
  • Daniela Vozza, Bereichsleiterin Lebensberatung Schweizer Paraplegiker-Vereinigung SPV
  • Guido A. Zäch, Gründer und Ehrenpräsident Schweizer Paraplegiker-Stiftung SPS
Zahlen und Fakten zum Thema Querschnittlähmung
  • Seit der Gründung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung 1975 – durch Guido A. Zäch – hat sich die Lebensqualität von Menschen mit Querschnittlähmung stark verbessert.
  • In der Schweiz führt jeden zweiten Tag eine Unachtsamkeit zu einer Querschnittlähmung.
  • Menschen mit einer Paraplegie sind in der unteren Körperhälfte gelähmt (Beine, Gesäss, Bauchund unterer Brustbereich).
  • Bei Menschen mit einer Tetraplegie sind nebst den Beinen und dem gesamten Rumpf auch die Arme und Hände von der Lähmung betroffen.
  • Die Schweiz ist Weltmeisterin bei der Wiedereingliederung von Menschen mit Querschnittlähmung in den Arbeitsmarkt: Über 60 Prozent der Betroffenen können wieder arbeiten.
  • Häufigste Unfallursache bei den querschnittgelähmten Erstreha-Patient*innen im Schweizer Paraplegiker-Zentrum waren im vergangenen Jahr Stürze (35 Prozent) vor Sportunfällen (33 Prozent) und Verkehrsunfällen (27 Prozent).