Sport
8.9.2024

Paralympics 2024 – 10. und 11. Tag

Goldener Schlusspunkt für Catherine Debrunner und Marcel Hug an den Paralympics 2024.

Marcel Hug, Fotograf: Swiss Paralympic/Gabriel Monnet

Marcel Hug überlegen zum erneuten Marathon-Gold
Der Thurgauer gewinnt den Marathon überlegen. Hug entschied das paralympische Rennen über 42,195 Kilometer zum dritten Mal in Folge für sich. Schon vor acht Jahren in Rio de Janeiro und vor drei Jahren in Tokio war er nicht zu schlagen gewesen. In Paris hatte er seine umfangreiche Medaillensammlung, die nunmehr 16 paralympische Plaketten umfasst, zuvor mit Silber über 5000 m und 1500 m und Bronze über 800 m erweitert. Vorab über 5000 m war er als Favorit gehandelt worden, entsprechend kam der verpasste Sieg einer leisen Enttäuschung gleich. Erst recht als erster Anwärter auf Gold startete Hug im Marathon - und diesmal spielte er diese Rolle perfekt. In den Strassen um und in Paris machte er von allem Anfang an klar, wer der Chef im Teilnehmerfeld ist. Die erste Hälfte des Rennens absolvierte Hug an der Spitze mit Jin Hua im Schlepptau. Dann aber vermochte auch der Chinese, Paralympic-Sieger über 1500 m und 800 m, dem Mann mit dem silbernen Helm nicht mehr zu folgen. Nach 30 Kilometern betrug Hugs Marge 2 Minuten und 20 Sekunden, seine siebte paralympische Goldmedaille sicherte er sich mit über dreieinhalb Minuten Vorsprung.

Nach dem Marathon über 42,195 Kilometer durch die Strassen von Paris muss Hug einen Interview-Marathon absolvieren. Die Erschöpfung ist in seinen Worten spürbar.
von Simon Scheidegger (Keystone-SDA), Paris

Marcel Hug, Sie sind mit dem Ziel nach Paris gekommen, unbedingt eine Goldmedaille zu gewinnen. Jetzt haben Sie es geschafft. Wie fühlen Sie sich?
«Es ist ein Mix zwischen sehr, sehr zufrieden und sehr glücklich, dass es mit der Goldmedaille geklappt hat. Aber jetzt bin ich auch extrem erschöpft. Mental, aber auch physisch. Und es tut mir alles weh, vor allem der Rücken von diesen Pflastersteinen auf der Strecke. Es hat alles die ganze Zeit vibriert. Es war hart.»

Sie sprechen die Strecke an. Ein beachtlicher Teil der Strecke ist mit Pflastersteinen belegt, was schon im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Wie war es? 
«Das ist wirklich eine Challenge für uns Rennrollstuhlfahrer und auch eher aussergewöhnlich mit so vielen Pflastersteinen. Aber wir konnten uns darauf einstellen, und am Ende ist die Strecke für alle gleich. Ich habe das Beste daraus gemacht, aber es war wirklich sehr tough.»

Zu Beginn des Rennens klebte der Chinese Jin Hua an ihrem Hinterrad und schien Sie wie schon auf der Bahn zu fordern. Doch am Ende fuhren Sie fast vier Minuten Vorsprung heraus. Diesmal ging Ihre Taktik auf. 
«Ja, die ist sehr gut aufgegangen. Ich wollte von Anfang an Druck machen, damit wir wegkommen. Dann haben wir uns gut unterstützt, und ich konnte auch vom Windschatten profitieren. Er hat auch gute Führungsarbeit geleistet. Ich habe dann aber gemerkt, dass er in den technischen Passagen Mühe hatte. Deshalb habe ich nach den Kurven immer noch etwas mehr Tempo gemacht. So bin ich dann irgendwann weggekommen.»

Sie haben jetzt zum dritten Mal in Serie nach Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2021 den paralympischen Marathon gewonnen. Was bedeutet Ihnen das? 
«Sehr viel. Es ist für mich ein toller Abschluss dieser Paralympics. Ich habe mein Ziel mit der Goldmedaille erreicht und einen kompletten Medaillensatz gewonnen. Das ist wirklich super.»

Vor den Spielen erwarteten einige, dass Sie wie in Tokio wieder vier Goldmedaillen holen würden. Spüren Sie diese Erwartungshaltung? 
«Vier Goldmedaillen darf ich nicht erwarten, das wäre zu extrem. Aber eine habe ich unbedingt gewollt. Das Rennen über 5000 m (Silber) war schwierig, da hätte ich vielleicht anders fahren müssen. Aber über 1500 m (Silber) und 800 m (Bronze) habe ich das Maximum herausgeholt. Im Marathon sowieso. Über alle Rennen gesehen bin ich sehr zufrieden.»

Bestritten Sie heute ihren letzten paralympischen Marathon?
«Keine Ahnung. Los Angeles 2028 ist noch weit weg, und ich habe immer gesagt, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ich dort noch dabei bin. Ich geniesse jetzt zuerst mal, was ich in Paris erlebt habe. Dann geht es schon weiter mit den Marathonrennen der Major Series im Herbst. Danach werde ich entscheiden, wie es weitergeht. Ich weiss nicht, ob das meine letzten Paralympics waren, aber ich habe sie genossen, wie wenn das so wäre.»

Catherine Debrunner, Fotograf: Swiss Paralympic/Tobias Lackner

Catherine Debrunners fünftes Gold in Paris
Die Leichtathletik-Königin der Paralympics in Paris sorgt für einen goldenen Abschluss. Catherine Debrunner wird auch im Marathon ihrer Favoritenrolle gerecht.

Catherine Debrunner - wer denn sonst. Nach Gold auf der Bahn über 5000 m, 1500 m, 800 m und 400 m war die 29-jährige Ostschweizerin auch bei ihrer paralympischen Premiere über die historische Distanz nicht zu schlagen.

Die Dominatorin sorgte früh, sehr früh für klare Verhältnisse. Sie schlug auf den ersten Metern ein Tempo an, dem ihre Konkurrentinnen nicht gewachsen waren. Sie zog schnell weg und fuhr ein einsames Rennen an der Spitze. Die erste Hälfte des Pensums brachte sie zwei Minuten schneller als die Nächstbesten hinter sich, das Ziel erreichte sie mit fast viereinhalb Minuten Vorsprung auf die Australierin Madison de Rozario, die Marathon- und 800-m-Siegerin vor drei Jahren in Tokio.

Für Catherine Debrunner war der Marathon nicht nur eine Triumph-Fahrt, sondern auch eine Grenzerfahrung, «die ich so noch nie gemacht habe. Es war ein grosser Kampf auf einer schwierigen Strecke. Vor allem die Abschnitte mit den Pflastersteinen waren für uns Rollstuhlfahrerinnen sehr fragwürdig. Ich weiss nicht, wo ich diese Energie noch hergeholt habe.»

Manuela Schär, Paralympics Paris 2024 

Manuela Schär belegt Rang 4
Nicht ganz nach Wunsch lief es Manuela Schär. Nichts wurde aus der dritten Medaille an diesen Paralympics nach Gold über 800 m und Silber über 400 m. Die ebenfalls als Anwärterin auf einen Podestplatz gestartete Luzernerin belegte Rang 4. Auf die Gewinnerin der Bronzemedaille, die Amerikanerin Susannah Scaroni, büsste sie fast drei Minuten ein. 

Platz 11 für Patricia Eachus
Die Zürcherin Patricia Eachus, die dritte Schweizer Teilnehmerin, folgte auf Platz 11.
 

Ergebnisse vom Vortag (10. Tag)
Die Schweizer Mixed-Team-Staffel der Handbiker in der Besetzung Fabian Recher, Sandra Stöckli und Benjamin Früh ging leer aus. Die Equipe musste das Rennen nach zwei Drittel der Distanz aufgeben. Beim Sieg der Franzosen fuhren nur vier Nationen über die volle Distanz.

Flurina Rigling und Celine van Till gewinnen dafür im Strassenrennen der Frauen Silber. Sie sichern der Schweiz damit die Medaillen Nummer 18 und 19 an den Paralympics. Die 27-jährige Rigling musste sich im Rennen der Kategorie C1-C3 einzig der Japanerin Keiko Sugiura geschlagen geben. Bronze ging an die Amerikanerin Clara Brown.

Keine Medaille für Kratter
Elena Kratter geht im 100-m-Final an den Paralympics in Paris leer aus. Nach Bronze im Weitsprung verpasst die Innerschweizerin im Stade de France als Fünfte eine weitere Medaille.