Karin Roth ist ausgebildete Yogalehrerin und bietet auch Kurse für Personen im Rollstuhl an. Vor dieser Ausbildung hat sie 20 Jahre im Schweizer Paraplegiker-Zentrum SPZ als Pflegefachfrau und Pflegeexpertin gearbeitet.
Wie bist du zum Yoga gekommen?
Ich bin leidenschaftliche Surferin und habe in Camps auf der ganzen Welt häufig Yoga als Ergänzung zum Surfen praktiziert. Um die Muskeln nach dem Wellenreiten zu entspannen und zu dehnen, ist Yoga der optimale Ausgleich. Zurück in der Schweiz habe ich dann diverse Yogakurse besucht und verschiedene Stile ausprobiert.
Nun bietest du auch Yoga für Personen im Rollstuhl an. Wie kam es dazu?
Nachdem ich 2019 im SPZ aufhörte zu arbeiten, begann ich mit der Ausbildung zur Yogalehrerin. Ich überlegte, welche Zielgruppe ich mit meinem Angebot ansprechen möchte. Im Vordergrund stand der Gedanke, was mich auszeichnet und welche innere Haltung und Werte ich weitergeben will. Was ist mir besonders wichtig? Schnell war aufgrund meines beruflichen Hintergrundes klar, dass ich Menschen unterrichten möchte, die aufgrund ihrer körperlichen Konstitution vielleicht nicht eine reguläre Yogastunde besuchen (Personen im Rollstuhl, Senioren). Mich reizte es, eine Nische zu suchen. So entwickelte sich mein eigener Yogastil, das heisst meine Wortwahl, die Musik, die Flows sowie die einzelnen Asanas (Haltungen).
Weshalb sollte man Yoga machen?
Mein grösster Benefit und weshalb ich es so gerne mache, ist, dass ich sehe, wie es den Leuten Spass macht, wie gerne sie wieder kommen und wie gut es ihnen tut, den eigenen Körper wahrzunehmen. Das ist das Schönste! Der Gewinn für die Teilnehmenden ist sicherlich, dass sie so richtig abschalten und loslassen können. Yoga fördert die Körperwahrnehmung und man lernt bewusst und tief zu atmen. Das hilft Energie wie auch Ruhe zu finden.
Worin unterscheidet sich Yoga für Teilnehmende im Rollstuhl?
Der offensichtlichste Unterschied ist, dass wir die Übungen im Rollstuhl sitzend und nicht auf dem Boden machen. Ich habe das Gefühl, dass die fliessenden Bewegungen einfacher und natürlicher sind, wenn die Personen im Rollstuhl sitzen bleiben. Am Boden ist man viel mit der Balance beschäftigt, so dass es schwierig ist, sich auf die Atmung zu konzentrieren und sich zu entspannen. Es gefällt mir, die Yogaübungen den einzelnen Bedürfnissen der Teilnehmenden anzupassen und Variationen für eine Übung auszudenken, damit diese für alle möglich ist. Meine Arbeitserfahrung aus dem SPZ hilft mir dabei.
Wie sind deine Lektionen aufgebaut?
Da gibt es einen gewissen Ablauf, den man grundsätzlich immer einzuhalten versucht. Als Erstes gibt es eine Einstimmung, um im Moment anzukommen. Anschliessend machen wir oft Atemübungen, die den Körper zur Ruhe bringen. Danach kommt ein Schwerpunkthema, welches ich mit Abfolgen von Bewegungen (Flows) ansprechen möchte. Zum Schluss folgt die Entspannung. Dafür nehmen die Teilnehmenden häufig «Shavasana», eine Entspannungshaltung, ein.
Es können der ganze Kurs oder einzelne Kurstage vor Ort oder online besucht werden.
(von Simone von Rotz, Paracontact 1/2024)