Sport
Handbike
30.9.2024

Emotionales letztes WM-Rennen für Heinz Frei

Heinz Frei hat diesen Samstagmorgen sein letztes WM-Strassenrennen bestritten. Und dies auch noch vor Heimpublikum in Zürich.

© Swiss Paralympic/Sam Buchli

Am Samstagmorgen um 8.30 Uhr startete Heinz Frei an der ersten inklusiven Rad-WM in Zürich  in seinem letzten Strassenrennen. Dabei spulte der Solothurner bei garstigen Wetterbedingungen seine letzten 57,8 km in einem internationalen Titel-Rennen ab und liess einige Fahrer auf der Rangliste hinter sich. Er beendete das Strassenrennen auf Rang 16, gleich hinter dem jungen Schweizer Handbiker Micha Wäfler und vor Fabian Kieliger (Rang 18). Wichtig war ihm dies nach seinem WM-Abschluss aber weniger.

«Ich denke, es hat schon schönere Tage und Rennen gegeben. Die Rahmenbedingungen waren nicht so toll, wettermässig und dann mit dem Todesfall von Muriel Furrer, das hat mich sehr bewegt unterwegs. Es war ein sehr schwieriges Rennen für mich. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Es gibt wieder sonnigere Tage», meint Heinz Frei zum WM-Abschluss im Zielraum.

Am Ende überwiegt nicht die Wehmut, dass etwas vorbei ist, sondern die Dankbarkeit und die Demut, dass es so lange gegangen ist, so schmerzfrei, ohne Unfall.
Heinz Frei

Frei gehört zu den erfolgreichsten Spitzensportlern des Landes. Er gilt als Pionier des Rollstuhlsports und geniesst in der Paralympics-Szene absoluten Legenden-Status. Von 15 Paralympics brachte er 15 Goldmedaillen zurück. Er schaffte es, in der Geschichte des bedeutendsten Para-Sport-Anlasses in drei verschiedenen Sportarten zu triumphieren - in der Leichtathletik, im Langlaufschlitten und mit dem Handbike. Dazu zieren 14 Weltmeistertitel und mehr als 100 Marathonsiege sein eindrückliches Palmares.

Mittlerweile sind andere mit dickeren Oberarmen schneller. Das soll auch so sein, nicht dass der Grossvater hier noch Rennen gewinnt.
Heinz Frei
© Swiss Paralympic/Sam Buchli

Dickere Oberarmen als der «Grossvater»
Mittlerweile gehört Heinz Frei nicht mehr zu den Medaillenkandidaten. Das nimmt der zehnfache Schweizer Para-Sportler des Jahres gelassen. «Mittlerweile sind andere mit dickeren Oberarmen schneller. Das soll auch so sein, nicht dass der Grossvater hier noch Rennen gewinnt.»

Ein «schöner Abschluss» sei die Heim-WM für ihn, sagt Frei. «Ich hätte diesen Ausgang ja schon 2021 an den Paralympics in Tokio nehmen können, mit dieser wunderbaren Silbermedaille.» Mit damals 63 Jahren trotzte er (fast) allen Angriffen der jüngeren Konkurrenten und verpasste Gold nur um fünf Meter.

Dankbarkeit statt Wehmut
Kommen nun beim WM-Abschied Emotionen auf? «Am Ende überwiegt nicht die Wehmut, dass etwas vorbei ist, sondern die Dankbarkeit und die Demut, dass es so lange gegangen ist, so schmerzfrei, ohne Unfall.» Der zweifache Familienvater, der seit seinem 20. Lebensjahr nach einem Sturz in den Bergen auf den Rollstuhl angewiesen ist, ist mit sich im Reinen. «Ich bin jetzt 66, bin gesund und kann selber bestimmen, dass es fertig ist.»

Das tägliche Training will er beibehalten. «Das ist meine Altersvorsorge», sagt Frei. Freude an der Bewegung habe er noch lange. «Das Training hilft mir, fit zu bleiben und meine Lebensqualität und meine Lebensfreude zu erhalten.»

Heinz Frei wäre aber nicht Heinz Frei, wenn man ihn nicht weiterhin Rennen fahren sehen würde. Zumindest auf nationaler Ebene will er ab und zu ein «Hauseckenrennen» bestreiten. «Ich gebe meinen Kollegen die Chance, mich mal noch zu besiegen», sagt er mit einem grossen Schmunzeln. Am Sonntag war er zum Berlin Marathon eingeladen. Für ihn keine Frage, dass er dieses Angebot trotz Start nur 24 Stunden nach seinem WM-Einsatz in Zürich ausschlagen wird.

Interviews durfte Heinz Frei in diesen Tagen in Zürich viele geben.  Im Podcast «Apropos» vom Tagesanzeiger spricht er mit Timothy Zemp über die Entwicklung und Wahrnehmung des Para-Sports und Para-Cyclings an dieser ersten inklusiven Strassen-WM.

Text: Keystone-SDA