Voller Mut und Tatendrang

Nach einem Arbeitsunfall arbeitet Markus Buser (28) wieder auf dem elterlichen Bauernhof in Wenslingen BL. Das Selbstvertrauen kehrte auch dank Unterstützung und Tipps von anderen Betroffenen zurück.

Markus Buser ist in seinem Element. Wenn sich der leidenschaftliche Imker um seine Bienenvölker kümmert, blendet er alles um sich herum aus. Er stülpt die Schutzbekleidung über, achtet bei der Vorbereitung auf jedes Detail und gibt dann eine Kostprobe seiner Arbeit ab. Dann vergisst er auch, dass sein Leben vor zweieinhalb Jahren eine entscheidende Wende genommen hat.

Bei einem Arbeitsunfall im Wald zog sich der gelernte Forstwart und Landwirt einen Bruch des achten Brustwirbels zu und erlitt ein schweres Schädelhirntrauma. Seither ist der heute 28-jährige Paraplegiker. Gewiss, die Querschnittlähmung schränkt ihn ein, aber sie hindert ihn nicht daran, auf dem elterlichen Hof in Wenslingen BL anzupacken. «Das ist meine Welt», sagt er. 

«Es war mein Wunsch, dass ich auch mit dem Rollstuhl als Landwirt arbeiten kann.» Dafür benötigt er einen eisernen Willen. Und Menschen, die ihm Mut machen, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen, die ihm wertvolle Ratschläge geben.

Markus Buser im Gespräch mit SPV-Peerberaterin Chikha Benallal

Motivierender Zimmerkollege
Zu Beginn der siebenmonatigen Rehabilitation im REHAB Basel teilt Markus Buser das Zimmer mit einem erfahrenen Rollstuhlfahrer, der ihm versichert, dass trotz körperlicher Einschränkungen immer noch vieles möglich ist, zum Beispiel mit dem Mountainbike unterwegs zu sein und Hänge hinunterzubrausen. «Die Gespräche mit ihm brachten mir extrem viel», sagt Markus Buser, «dank ihm habe ich das nötige Selbstvertrauen wieder erlangt.»

Ausserdem ergibt sich eine Verbindung, die ihn zusätzlich bestärkt, sein grosses Ziel nicht mehr aus den Augen zu lassen. In einer frühen Phase der Rehabilitation lernt er Chikha Benallal kennen, die ihm als Peerberaterin die Leistungen der SPV präsentiert. Markus Buser nimmt das als Botschaft wahr, dass er in seiner Situation kräftig unterstützt wird: «Ich fühlte mich gut aufgehoben und wusste nun, an wen ich mich auch nach der Reha mit meinen Anliegen wenden kann.»

Chikha Benallal berichtet ihm nicht nur über die Vorzüge der SPV, sondern bietet an, den Kontakt zu einem befreundeten, querschnittgelähmten Landwirt herzustellen. «Ein Austausch zwischen den beiden macht Sinn. Vielleicht kann Markus vom einen oder anderen Ratschlag profitieren.»

Es handelt sich um eine Beratung auf Augenhöhe. Wenn ich mich mit Betroffenen unterhalte, weiss ich, dass sie aus Erfahrung reden. Sie sprechen vom Gleichen und sind für mich sehr glaubwürdig.
Markus Buser

Chikha Benallals Tennispartner wirkt mit seiner positiven Einstellung motivierend auf Markus Buser ein. Und er erklärt zum Beispiel auch, welche Hilfsmittel er einsetzt, um weiterhin seinen Beruf ausüben zu können.

Das gilt etwa beim Umbau eines Traktors, der mit einem speziellen Rollstuhllift ausgestattet wird. Damit kann sich der Landwirt hinters Steuer hieven und unterwegs sein wie früher. Oder er weiss, worauf er bei seiner Anhängerkupplung am Rollstuhl achten muss, die ihm erlaubt, einen kleinen Wagen hinter sich herzuziehen. Und da sind wichtige Hinweise beim Umbau des Bienenhauses – für den Imker ist darin alles so eingerichtet, dass er es sitzend gut erreichen kann.

Der Bauernhof ist inzwischen so angepasst, dass er sich dort bestens zurechtfindet. Neben der Anpassung verschiedener Gerätschaften ist in der Maschinenhalle ein kleines Podest gebaut worden, um den Transfer vom und in den Rollstuhl zu erleichtern. Das Wohnhaus, das bislang nur über eine kleine Treppe zugänglich war, erreicht er nun mit einem Rollstuhllift. Ebenfalls auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist das Badezimmer.

Ein Lebenswerk weiterführen
Markus Buser lebt mit seinen Eltern und den Grosseltern sowie seinem Bruder unter einem Dach. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie ist gut spürbar und für den jungen Mann essenziell. Er ist dankbar für den Rückhalt, die Eltern wiederum sind dankbar, dass Markus nach der Rehabilitation voller Tatendrang auf den Betrieb zurückgekehrt ist. 

Im Jahr 2032 würde er gerne den elterlichen Bauernhof übernehmen. In einem Konzept zuhanden der Invalidenversicherung (IV) schildert er detailliert, wie er dieses Ziel erreichen will. Er plant beispielsweise die Biodiversität aufzuwerten, keine Schweine mehr zu halten und von Milchkühen auf Schafhaltung umzustellen. Vom Hof abgelegene Flächen möchte er aufgeben und den Futterverkauf steigern. Von den skizzierten Plänen ist er überzeugt und er hat auch die Gewissheit, dass seine Eltern dahinterstehen. «Mit meiner naturnahen Landwirtschaft wird es mir wieder möglich sein, einen bedeutenden Teil für unsere Gesellschaft beizutragen.»

Kurz nach dem Unfall gab es ganz viele offene Fragen. Ich hatte keine Ahnung, ob und in welcher Form ich wieder auf dem Betrieb würde arbeiten können. Aber ziemlich rasch wuchs in mir das Bewusstsein, dass ich meine Selbstständigkeit unbedingt zurückerlangen will.
Markus Buser

Markus Buser in seinem Element

Derzeit trägt er die Verantwortung für die bereits umgesetzten Biotope und plant mit Hilfe von Naturschutzorganisationen neue. Mit seinem angepassten Traktor hilft er seinem Vater auf dem Feld. Und in der Freizeit kümmert er sich um seine Bienen oder ist irgendwo in der Natur anzutreffen.

Markus Buser ist glücklich, dass er wieder seinen Traum leben und auf dem Bauernhof anpacken kann. «Ich bin wieder daheim, ich kann arbeiten. Dann geht es mir gut.»

(von Peter Birrer, Paracontact 3/2024)