Plausch auf der Loipe – und daneben

Eine Gruppe verbrachte ein Wochenende in Lenk im Simmental beim Langlaufen und machte einen Abstecher in die Welt des Biathlonsports. Ein zentraler Faktor neben der sportlichen Anstrengung: der Spass.

Das Wochenende beginnt mit guter Laune. Pascal Boisset lacht gern und herzhaft, und so empfängt er an einem kalten Samstag die Teilnehmenden des Langlaufkurses der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV) in Lenk im Simmental. 

Boisset ist 51, gelernter Koch aus Orsières im Wallis, Skilehrer – und mittlerweile angestellt bei Handiconcept, einem Verein, der Menschen mit eingeschränkter Mobilität sportlich fördert. Menschen wie etwa Pierre-Henri Vulliens, für den der Sport schon immer eine bedeutende Rolle spielte.

Ein Talent im Schnee
Der 54-jährige Lausanner stürzte sich einst im Skeleton bäuchlings und kopfüber den Eiskanal hinunter. Er war auch Mitglied der Paragliding-Nationalmannschaft (C-Kader), mit der er im Februar 2023 in Südafrika trainierte. Dort verletzte er sich bei einem Unfall, wodurch er eine unvollständige Querschnittslähmung erlitt. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich einige Monate später über neue sportliche Optionen zu informieren. Ihm schwebte vor, bald wieder mit seiner Familie Ski fahren zu können. Anfang November fuhr er zum ersten Mal mit einem Monoskibob und erwies sich als Talent. Als er von diesem Langlaufkurs in Lenk hörte, meldete er sich an. «Ich suche immer nach neuen Herausforderungen und probiere Dinge aus, die ich noch nie gemacht habe.»

Die zwei Tage waren ein grosses Vergnügen und haben mir viel Energie gegeben.
Marc Glaisen
Hugo Müller, der Biathlon-Experte

Die Gruppe bricht am Samstag bei Traumwetter zu einer ersten Runde auf. Es geht nicht darum, einen Wettkampf zu bestreiten, sondern ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Langlaufen funktioniert, was zu beachten ist, um das Gleichgewicht zu behalten, wie die Stöcke einzusetzen sind, um optimal vorwärtszukommen.

Hugo Müller gehört in dieser Disziplin zu den Fortgeschrittenen, der Präsident des Rollstuhlclubs Zentralschweiz bestritt einst Biathlon-Wettkämpfe. Inzwischen ist er zwar nur noch hobbymässig aktiv, aber dank seiner Routine und der ausgefeilten Technik ist er mit bemerkenswertem Tempo unterwegs. «Es ist wunderbar!», ruft der 60-Jährige.

Anne Othenin-Girard, Spass im Schnee 

«Sport stärkt die Lebensfreude»
Und während Hugo Müller sich mit kräftigen Stössen davonmacht, gönnt sich Anne Othenin-Girard im Schnee eine Pause. Die 62-Jährige aus Lausanne, die im Jahr 2000 als Seglerin an den Paralympics in Sydney teilnahm, sieht am Himmel mehrere Gleitschirme und jubelt ihnen spontan zu. «Sport ist gut für den Körper, aber auch gut für die Seele und die Moral», sagt sie, «Sport stärkt die Lebensfreude. Und man kann sich richtig verausgaben.» 

Vor einigen Jahren hat sie das Langlaufen entdeckt, besitzt einen eigenen Schlitten und möchte auch im kommenden Winter wieder Tage auf der Loipe erleben. Aber sie kann sich auch vorstellen, sich in neuen Sportarten zu versuchen und so vielleicht auch neue Orte kennenzulernen: «Ich bin und bleibe ein neugieriger Mensch.»

Das kann auch Marc Glaisen von sich behaupten. In diesem Fall bezieht sich seine Neugier auf den Ort, an dem die zwei Langlauftage anstehen. «Seit 30 Jahren fahre ich regelmässig ins Obergoms, aber ich war noch nie in der Lenk», sagt der 55-Jährige aus Fribourg, «deshalb meldete ich mich an.» 

Es war zwar anstrengend und gab Muskelkater, aber für mich war es ein perfektes Training.
Dario Studer
Abstecher in die Welt des Biathlonsports

Der Genuss des Jüngsten
Und schliesslich ist da noch Dario Studer, ein Vertreter der jungen Generation. 20 ist der kaufmännische Angestellte aus Hauenstein SO und ein passionierter Sportler, der vor allem als Rollstuhl-Leichtathlet Ambitionen hat. Nun ist er zum zweiten Mal an einem Kurs auf der Loipe dabei, als mit Abstand Jüngster, aber das spielt überhaupt keine Rolle. Dario Studer geniesst die körperliche Aktivität, aber auch den Austausch mit den anderen.

Ein Apéro als Abrundung
Am Sonntagmorgen üben sich die Teilnehmenden im Biathlon – unter Anleitung von Hugo Müller. Er erklärt der Kollegin und den Kollegen den Ablauf, wie man also mit dem Schlitten auf die Matte vor dem Schiess­stand fährt, zur Seite kippt und mit dem Luftgewehr auf die zehn Meter entfernte Scheibe zielt. Der Abstecher in die Welt des Biathlonsports lohnt sich, jedenfalls schwärmen alle in der Gruppe davon.

Als der Kurs am Sonntagnachmittag endet, geht es in der Unterkunft des Kurs- und Sportzentrums Lenk noch in die Verlängerung – das Wochenende runden die Beteiligten mit einem Apéro ab. «Es war grossartig», meldet Pascal Boisset, «das Wetter war top, die Gruppe cool – was will man mehr?»

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